Die lieben Eltern - Über den Umgang mit traditionsbewussten Eltern

In meiner Zeit als Hochzeitsplanerin habe ich viel geplant, organisiert und den Hochzeitstag gemanagt. Doch ein großer Teil meiner Arbeit war nicht „fachlich“ und „organisatorisch“, sondern zwischenmenschlich geprägt. Bei allen Hochzeiten gab es kulturelle Hürden zu nehmen bzw. den Brautpaaren dabei zu helfen, diese zu meistern. Seien es – innerhalb einer Kultur Generationsunterschiede zu lösen oder zwischen den Kulturen die interkulturelle Kommunikation und das Verständnis füreinander zu fördern. Dieser Part hat mir persönlich am meisten bedeutet, denn diese Hürden zu meistern war für die Brautpaare meist wichtiger und wertvoller als die schönste Dekoration am Hochzeitstag.

Vietnamesisch-deutsche Hochzeit in der alten Gärtnerei München mit Kamer Aktas Photography

Es ist normal, dass eure Eltern nicht immer eure Vorstellung teilen

Deshalb gibt es auf evetichwill.de all die Tipps und Infos rund um das Thema Traditionen, interkulturelle Kommunikation und wie man Kulturen miteinander verbindet, so dass sie nebeneinander gleichwertig bestehen können. Und aus diesem Grund war mir so wichtig, in meinem E-Book „Multikulturell heiraten“ auch diese Themen aufzunehmen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so „schick“ sind wie die Tipps zu Hochzeitspapeterie & Co. Sie sind wertvoll und werden gebraucht.

Ein Feedback, von meiner Leserin Arzu, hätte ich mir deshalb am liebsten eingerahmt:

„…das Schöne an Deinem Buch ist, es ist ehrlich. Statt kulturelle Schwierigkeiten und Generationskonflikte (hallo, türkische Eltern) schön zu reden, gibst Du echte Ratschläge. Man merkt, Du weißt wovon Du da sprichst. Die Hochzeit ist ein schöner Tag, aber die Beziehung zum Partner und auch zu den Familien geht danach weiter und das lässt Du nicht aus den Augen…. Danke für Deine Mut machenden Worte! Mach weiter so!“

Es hilft nichts, die Dinge auszublenden oder schön zu reden. Lösungen helfen und die will ich euch geben. In meinem Hochzeitsratgeber gebe ich deshalb auch Tipps im Umgang mit traditionellen Eltern. Einen Auszug daraus, möchte ich hier mit euch teilen.

Deutsch-türkische Hochzeit Kurhaus Bad Tölz mit Kamer Aktas Photography

Verstehen schafft Verständnis. Versucht eure Eltern zu verstehen.

Oft beeinflussen die eigenen Eltern die Entscheidung des Brautpaares, welche Traditionen übernommen werden sollen und welche nicht. Diese haben meist klare Vorstellungen und stellen kulturell geprägte Erwartungen an Braut und Bräutigam, vor allem wenn sie sehr traditionsverbunden oder gläubig sind. Hier hilft es nicht, die Hände über den Kopf zu schlagen und sich über die ältere Generation und ihre verstaubten Ansichten aufzuregen. Man muss stattdessen hinterfragen, warum sie so denken und wie man diesen Gedankenknoten lösen kann.

Starkes Traditionsbewusstsein besteht in Kulturkreisen, für die die Familie das höchste Gut ist, es eine besondere Familiengeschichte gibt oder die besonders traditionell leben. Dann werden Hochzeiten nicht nur als ein Fest der Liebe, sondern auch als das wichtigste Familienereignis angesehen, das gleichzeitig auch für die Zusammenführung zweier Familien steht.

Familienzusammenführung – in allen Kulturen schon seit jeher eine knifflige Angelegenheit! Daher haben sich Rituale und Bräuche entwickelt, die diese Zusammenführung „regeln“ und den Frieden wahren. Dies war geschichtlicher Bestandteil jeder Kultur, in manchen sind diese Traditionen eben noch heute aktuell. Besonders Eltern, die in ihrer Kindheit eine andere kulturelle Prägung erfahren haben, leben teilweise diese Traditionen hierzulande noch stärker aus als in ihrer Heimat. Verstehen sie daneben das Glück ihrer Kinder als ihre persönliche Lebensaufgabe, bedeutet erst die glückliche Eheschließung des Kindes ihre Erfüllung.

Wir können noch so erwachsen sein und trotzdem sind wir die Kinder unserer Eltern

Heiratet aber das Kind dann nicht im eigenen Kulturkreis oder will es die Traditionen nicht wahren, dann weichen alle Wünsche und Träume für das Kind einem Gefühl: Ungewissheit. Wie alle Menschen haben Eltern Angst vor dem Unbekannten. Sie haben Angst, dass das Kind nicht weiß, worauf es sich einlässt, dass es nicht alle Hürden bedacht hat. Sie haben schlichtweg Angst, dass das geliebte Kind unglücklich werden könnte. Aber auch Angst, dass die eigene Kultur ihrem Kind noch fremder werden könnte, als es vielleicht bereits ist und das bedeutet, dass auch die Enkelkinder entwurzelt und fremd in der eigenen Kultur sein werden. Ja, soweit denken Eltern. Kein Wunder, sie sind Eltern, die Familie ist ihr Lebensmittelpunkt.

Aber auch Eltern, die einem vermeintlich ähnlichen Kulturkreis angehören, können plötzlich Angst haben, ihr Kind an eine andere Kultur zu verlieren. Das Beharren auf Traditionen ihres Landes kann ebenfalls ein Ausdruck dafür sein.

Hat man einmal verstanden, dass die Eltern nicht aus Verbohrtheit an Traditionen festhalten, lässt sich dieser Gedankenknoten meist lösen. Die meisten Sorgen könnt ihr schon dadurch beseitigen, indem ihr euren Eltern zeigt, dass ihr euch als Paar bereits über die gemeinsame Zukunft und die damit verbundenen Entscheidungen ausführlich Gedanken gemacht habt und euch einig seid.

Deutsch-Türkische Traumhochzeit im Berghotel Aschbach mit Kamer Aktas Photography

Meine Tipps, wie ihr mit traditionellen Eltern umgehen könnt:

  • Redet mit euren Eltern, befragt sie nach ihren Ängsten und Sorgen, beantwortet ihre Fragen. Zeigt ihnen, dass ihr euch durchaus den Herausforderungen einer multikulturellen Ehe bewusst seid, euch vorbereitet und den richtigen Partner an eurer Seite habt.
  • Versichert ihnen, dass der Wunsch nach einem zeitgemäßen Fest keineswegs die Ablehnung der eigenen Wurzeln darstellt, sondern einfach der eigenen Persönlichkeit und Welt entspricht, in der ihr lebt.
  • Erinnert eure Eltern daran, dass sie an der Entwicklung eurer weltoffenen, selbstständigen Persönlichkeit maßgeblich beteiligt waren, dass sie doch eigentlich genau darauf stolz sind und bittet sie darum, euch auch bei der Hochzeit wie bisher zur Seite zu stehen.
  • Schließt eure Eltern nicht gänzlich aus den Hochzeitsvorbereitungen aus und vermeidet es ihnen das Gefühl zu geben, ihre Ängste wären „übertrieben“ oder gar „unangebracht“. Denn dann sind die Eltern schnell verletzt und fühlen sich respektlos behandelt. Besser ist es, sie in bestimmten Bereichen um ihre Unterstützung zu bitten und ihnen so das Gefühl zu geben, dass sie gebraucht werden.

Ich hoffe, dass diese Tipps euch weiterhelfen und solltet ihr hierzu noch Fragen haben, schreibt mir gerne. Weitere Tipps rund um die multikulturelle Hochzeitsplanung findet Ihr übrigens auch in meinem E-Book „Multikulturell heiraten“.

Alles Liebe
Pinar

 

Fotos: 
Vietnamesisch-deutsche Hochzeit in der Alten Gärtnerei mit Kamer Aktas Photography
Gefühlvolle Sommerhochzeit im Kurhaus Bad Tölz mit Kamer Aktas Photography
Deutsch-Türkische Traumhochzeit im Berghotel Aschbach mit Kamer Aktas Photography

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