ABC der deutschen Hochzeitsbräuche

Heute geben wir Euch einen Einblick in deutsche Hochzeitsbräuche, die teilweise noch heute bei Hochzeiten mit deutscher Beteiligung gelebt werden.

Aussteuer

In Deutschland wird die Aussteuer auch als Mitgift bezeichnet. Auch hierzulande war es üblich, dass Frauen in jungen Jahren begannen, eine Grundausstattung für den zukünftigen Haushalt zu erstellen. Dabei bestand die Aussteuer aus hochwertigen Handarbeiten, Heimtextilien, Geschirrsets und anderen Haushaltsgegenständen. Meist erhielt die Frau im Laufe der Jahre, Geschenke für die Aussteuer, die dann in einem Aussteuerschrank oder eine Truhe bis zur Heirat aufbewahrt wurden.

In Deutschland ist die Tradition der Mitgift heute kaum noch anzutreffen. Der Hauptgrund ist, dass die meisten Paare bereits zusammen wohnen und einen Hausstand besitzen, wodurch eine Mitgift nicht mehr nötig ist.

Brautentführung

Die Brautentführung ist ein alter Brauch, bei dem die Braut während der Hochzeit von guten Freunden des Bräutigams „entführt“ wird. Die Herren ziehen mit der Braut von Kneipe zu Kneipe, wobei der suchende Bräutigam jedes Mal die Zeche zahlen muss. Hat er seine Braut gefunden, so muss er sie auslösen, was oft mit lustigen Aufgaben verbunden ist.Damit die Gäste während der Brautentführung nicht einsam im Saal sitzen, nehmen sie in der Regel an diesem Spaß teil, in dem sie sich entweder dem Lager der Entführer anschließen oder dem Bräutigam bei der Suche helfen.

Heutzutage ist die Brautentführung nicht sehr beliebt, denn es unterbricht das Fest sowie die gute Tanz- und Feierstimmung. Wer eine Brautentführung plant sollte daher auf jeden Fall vorher mit den Trauzeugen des Brautpaares Rücksprache halten.

Brautstrauß

In Deutschland ist es die Aufgabe des Bräutigams den Brautstrauß zu besorgen. Damit er auch zum Kleid und den Wünschen der Braut passt, berät in der Regel die Brautmutter oder die Trauzeugin den Bräutigam bei dieser Aufgabe.

Ein weiterer Brauch, der inzwischen in vielen Ländern verbreitet ist, ist der Brautstraußwurf am Hochzeitsabend. Kurz vor Mitternacht versammeln sich die weiblichen, ledigen Gäste hinter der Braut, die dann den Blumenstrauß kopfüber in die Menge wirft. Die Dame, die den Strauß fängt, kann sich als nächste auf eine Hochzeit freuen.  

Brautschuh

Rund um den Brautschuh gibt es in Deutschland verschiedene Traditionen. So war es Brauch, dass die Braut ihre Brautschuhe mit Pfennigen bezahlte, was die Sparsamkeit der Braut symbolisierte. Dies ist auf die Zeit zurück zu führen, in der die Leute arm waren und für die Aussteuer jeden Pfennig dreimal umdrehen mussten. Die Mädchen sparten damals schon ab der Schulzeit für ihren zukünftigen Haushalt. Bezahlte eine Braut ihre Brautschuhe mit Pfennigen, so war das für den zukünftigen Ehemann die Garantie für eine sparsame, treue und beständige Ehefrau.

Ein weiterer deutscher Brauch besagt, dass Braut und Bräutigam am Hochzeitstag ein Geldstück in ihren Schuhen verstecken sollen, um mit Wohlstand gesegnet zu werden.

Und mancherorts in Deutschland gibt es den Brauch der Brautschuhversteigerung, die während der Hochzeitsfeier stattfindet. Der Braut wird ihr Schuh „entwendet“ und unter den Hochzeitsgästen symbolisch versteigert, wobei die Gäste ihre Gebote in den Brautschuh legen. Zum Schluss ersteigert der Bräutigam den Schuh samt den bis dahin eingeworfenen Beträgen. Das Geld bleibt beim Brautpaar und der Bräutigam gibt den Schuh an seine Braut zurück.

 

Hochzeitskerze

Eine Hochzeitskerze war bereits im Mittelalter fester Bestandteil der Trauungszeremonie. Die Hochzeitskerze steht als Symbol der Liebe, die Helligkeit und Wärme verbreitet. Auch die Liebe der Frischvermählten soll so strahlend und wärmend sein, wie das Licht der Kerze. Nach alter Tradition ist die Hochzeitskerze entweder ein Geschenk der Taufpatin der Braut oder der Brautmutter. Bei der (katholischen) kirchlichen Trauung wird mit den Taufkerzen der Brautleute deren Hochzeitskerze entzündet und ein Kerzengedicht vorgelesen. Die Hochzeitskerze soll zu besonderen Gelegenheiten immer wieder entzündet werden. Zum Beispiel am ersten Hochzeitstag oder auch nach einem Streit als Zeichen des Versöhnungswunsches.

Hochzeitsstreiche

In Deutschland ist es Brauch den Brautpaaren am Hochzeitstag Streiche zu spielen. Von der Schnitzeljagd nach dem Hausschlüssel über einen Hindernisparcours zum Schlafzimmer, sind den Fantasien der Freunde keine Grenzen gesetzt.
Da dieser Brauch gern mal überstrapaziert wird und dem Brautpaar mehr Arbeit oder Ärger denn Glück bringt, bitten heutzutage viele Paare ihre Freunde auf diesen Brauch zu verzichten.

Hochzeitstisch

Eine alte Tradition, die in den vergangen Jahren wieder zum Leben erweckt wurde, ist die Erstellung einen Hochzeitstisches. Als die Paare erst mit der Heirat in eine gemeinsame Wohnung zogen und somit einen kompletten Hausstand einrichten mussten, war es Brauch in einem Geschäft eine Liste und einen Hochzeitstisch mit den Dingen, die sie benötigten, aufzustellen. Die Hochzeitsgäste konnten dann von dieser Liste Geschenke wählen, die das Brautpaar von ihnen dann zur Hochzeit erhielten.

Heute nutzen viele Paare virtuelle Hochzeitstische im Internet und lassen sich damit Wünsche erfüllen, die sie meist schon lange hegen, aber sich nicht leisten würden. Dabei müssen es sich gar nicht bestimmte Produkte, sie können sich mit dem virtuellen Hochzeitstisch beispielsweise auch die Flitterwochen schenken lassen.

Hochzeitstorte

In Deutschland war es früher wichtig, dass die Hochzeitstorte eine Zutat auf jeden Fall enthielt: Marzipan. Dieser besteht bekanntlich zum Teil aus Mandeln, und die verheißen Glück in der Liebe.

Ein weiterer Brauch entscheidet (scherzhaft) darüber, wer das Sagen in der Ehe hat: Derjenige, der beim Kuchenanschneiden seine Hand über der des anderen am Messer hält ist der Boss im Haus.

Hochzeitswalzer

Der Hochzeitswalzer war traditionell der erste Tanz des Brautpaares, welcher auch den feierlichen (Tanz-)Teil des Hochzeitsfestes offiziell eröffnete. Zwar ist die Entstehung des Hochzeitswalzers nicht genau geklärt, aber er hat einen hohen Stellenwert und eine symbolische Bedeutung: Der Legende nach waren die Menschen ursprünglich eine große runde Kugel. Aber Sie verärgerten die Götter und wurden zur Strafe getrennt. So sucht jeder Mensch sein Leben lang nach der anderen Hälfte, die ihn ergänzt. Im Walzertanz ergibt sich die Möglichkeit diese Ergänzung zu erleben. Beide formieren sich wieder zur ursprünglichen „Kugel“ oder zum geschlossenen Ring. So ist der Ring ein Symbol des Bindens, der Vereinigung und der Erfüllung des Paares.

Beim Hochzeitswalzer scheiden sich heute die Geister, denn er gehört zu den schwierigsten und anstrengendsten Paartanzen (vor allem mit einem Brautkleid) und so wirklich hip ist er auch nicht mehr. Daher entscheiden sich Paare heute oft für einen Eröffnungstanz mit einem Lied, welches für sie als Paar eine Bedeutung hat.

Junggesellenabschied

Ursprünglich stammt die Tradition des Junggesellenabschieds aus England. Dort feierte man die sogenannte „Stag Night“ für den Bräutigam und später auch die „Hen Night“ für die Braut. Die „Stag Night“ war, verglichen mit dem heutigen Partys, eher eine steife Vortragsrunde. Denn bei diesem feinen Fest, dass beim Vater des Bräutigams abgehalten wurde, musste der Bräutigam nicht nur Prüfungen zur Ehetauglichkeit sondern auch unzählige Ansprachen der Familienoberhäupter über sich ergehen lassen. Heute darf der Bräutigam mit seinen „Jungs“ nach Herzenslust und ungezwungen feiern. Für die Organisation sind Freunde oder der Trauzeuge zuständig.

Die traditionelle „Hen Night“ fand früher im Hause der Brauteltern statt und wurde von den Freundinnen der Braut organisiert. Mit Freundinnen und allen weiblichen Verwandten beider Familien wurde die Braut bei Kaffee bzw. Tee und Kuchen beschenkt, meist mit Unterwäsche, Kochbüchern und anderen Dingen die Sie als Ehefrau und später auch Mutter benötigen würde. In den USA kennt man diesen Brauch als „Bridal Shower“, der von der Trauzeugin der Braut ausgerichtet wird. In Deutschland hat sich der Junggesellinnenabschied als auch die Bridal Shower etabliert, auch wenn sie kein traditioneller deutscher Hochzeitsbrauch ist.

Morgengabe

Die Tradition, dass der Bräutigam der Braut zur Hochzeit ein Geschenk macht, dass nur ihr zusteht, gibt es in Deutschland (Morgengabe) und der Türkei (Mehir). Wie der Name besagt, war es in Deutschland üblich, dass Bräutigam sein Geschenk der Braut am Morgen nach der Hochzeit übergab und ursprünglich handelte es sich um Güter oder wertvollen Schmuck, die zur Absicherung der Braut dienten, falls der Mann verstirbt und oder sich scheiden lässt. Heute ist die Tradition der Morgengabe leider fast schon vergessen und wird nur noch selten umgesetzt.

Polterabend

Der Polterabend ist nicht zu verwechseln mit dem Junggesellen- bzw. Junggesellinnenabschied. Zwar ist in Österreich, Schweiz und Dänemark genau dieses unter Polterabend zu verstehen, aber hierzulande steckt ein anderer Brauch dahinter. Bei diesem deutschen Hochzeitsbrauch, der ursprünglich am Vorabend der Hochzeit stattfand, sollen durch das laute Zerbrechen von Porzellan böse Geister vertrieben werden und die Scherben für das Glück in der Ehe sorgen.
Vom Porzellan, über Blumentöpfe bis zu Fliesen, Waschbecken und Toilettenschüsseln kann alles zerbrochen werden. Nicht erlaubt sind Glas oder Spiegel, denn die bringen ja bekanntlich Unglück, wenn sie zerbrochen werden. Den Scherbenhaufen muss das Brautpaar gemeinsam aufräumen und entsorgen. Auch das hat Symbolik, denn es steht für eine gute Zusammenarbeit in der Ehe und das gemeinsame meistern schwieriger Lebenslagen.

Der Polterabend findet im Normalfall bei den Brauteltern statt, meist in der Woche vor der Hochzeit, und ist ein ausgelassenes Fest, mit gutem Essen und Musik, zu dem man ganz leger erscheint. Heutzutage gibt es auch keine offizielle Einladung, sondern der Termin wird per Telefon oder per Mail allen Freunden und Bekannten bekannt gemacht. Besonders Brautpaare mit einem großen Freundeskreis nutzen den Polterabend, um auch mit den Menschen, die nicht zur Hochzeit eingeladen werden können, zu feiern.

Trauzeugen

In Deutschland hatten die Trauzeugen früherer Zeiten nicht nur die Aufgabe, bei den Vorbereitungen zu helfen und die Eheschließung zu bezeugen, sondern auch die Aufgabe, nach der Hochzeit für das Ehepaar bei Problemen als Ansprechpartner und Vermittler zur Verfügung zu stehen. Darüber hinaus war bis 1998 in Deutschland eine Ehe nur rechtsgültig, wenn die standesamtliche Trauung durch zwei Trauzeugen bestätigt wurde. Heute ist dies zwar nicht mehr der Fall, doch der Brauch, zwei Trauzeugen zu bestimmen wird immer noch gern aufrecht erhalten.Das liegt aber sicher nicht nur daran, dass die Trauzeugen bei den Vorbereitungen tatkräftig mit anpacken und wichtige Aufgaben wahrnehmen. Vielmehr ist es für ein Brautpaar schön zu wissen, dass es zwei Menschen gibt, die sie auf dem langen Weg zum großen Tag begleiten und immer ein offenes Ohr für ihre Probleme und Anliegen haben.

Über die Schwelle tragen

Dass der Bräutigam die Braut beim Betreten des Hauses über die Schwelle trägt, geht auf die Zeit der Römer zurück. Sie glaubten, dass sich böse Kobolde zwischen den Türritzen verstecken und die Braut zum Stolpern bringen, was als schlechtes Omen für die Ehe galt. Das hinüber heben der Braut soll bezwecken, dass die Kobolde die Spur der Braut verlieren und das junge Glück nicht getrübt wird.

Verlobung

Die Verlobung war früher in Deutschland wichtiger als die Hochzeit, denn bei der Verlobung regelten Brautvater und Bräutigam alle finanziellen und rechtlichen Absprachen unter Zeugen. Hatte man sich geeinigt, wurde die Verlobung mit einem Handschlag besiegelt und die Ehe galt als geschlossen. Aus diesem Handschlag entstand auch die heutige Redewendung „Um die Hand anhalten“. Anschließend wurde die Verlobung von der Kanzel bekannt gegeben, von welcher die Hochzeiter „polterten“, daher auch der Begriff „Polterabend“.
Die Verlobung wird heute in Deutschland kaum noch mit einem Fest gefeiert, üblicher ist es, dass das Brautpaar oder die Eltern der Braut ein schönes Essen für die engste Familie auszurichtet.

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