Eine bunte indisch-deutsche Hochzeit in Nagpur mit Alina Atzler Photography - 1. Tag

Auf die heutige Woche freue ich mich schon sehr lange, denn die Hamburger Hochzeitsfotografin Alina Atzler nimmt uns mit nach Indien! Auf die bunte Hochzeit von Prajakta und Haiko und es wird großartig, das kann ich Euch versprechen!

Eine echte indische Hochzeit mit allem was dazu gehört! Drei Tage wurde Hochzeit gefeiert und jeder Tag war vollgepackt mit Ritualen, Zeremonien und vielen Erlebnissen. Alina Atzler begleitete das Brautpaar die ganze Zeit mit ihrer Kamera und wir dürfen die wunderbaren Aufnahmen von Prajakta und Haikos Hochzeit mit Euch teilen. Ich freue mich unglaublich darüber und ebenso darauf, dass Alina ihre Eindrücke mit uns teilt und erklärt was hinter den indischen Hochzeitsritualen steckt!

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Der Tag vor der Hochzeit

Aufregung. Ich war einfach glücklich hier zu sein, denn Indien-Trip stand einige Tage vorher noch auf der Kippe. Viele Indien-Touristen werden irgendwann in Indien krank, ich hatte die typischen Symptome einfach vorher. Wenige Tage vor Abflug bekam ich den Noro-Virus und mein Arzt meinte: sie können so nicht fliegen. Ich tat alles dafür, um beim Abflug fit zu sein und es klappte. In Indien angekommen war ich einfach nur dankbar. Bunt. Laut. Kühe. Hupen. Hupen. Alle hupen. Ein Wirrwarr an Stimmen. Bürgersteige? Fehlanzeige! Menschenmassen, die sich an mir vorbeischoben. Ich befand mich endlich in Indien. Ich war schon einmal in Sri Lanka, das war aber doch kein Vergleich. Tippt einfach mit dem Finger mitten auf die Landkarte Indiens, dann trefft ihr den Ort, in dem ich das größte Hochzeitsabenteuer meines Lebens erleben durfte: Nagpur.

Das Brautpaar ließ für mich ein indisches Outfit anfertigen, mit dem ich am Haupttag die Hochzeit fotografieren sollte. Hier musste ich noch kurz zum Schneider, um minimale Änderungen vorzunehmen und ich ließ mich anschließend durch das Getümmel Nagpurs treiben. Ein irres Gefühl, wenn die ganze Welt auf einmal so ganz anders ist.

Am Abend vor dem Start des Hochzeitsmarathons fand ein kleines Get Together im Garten der Eltern statt. Für mich war dieser Abend sehr wertvoll, da ich die engsten Familienmitglieder und Freunde kennenlernen konnte, damit ich mich in den nächsten Tagen fotografisch insbesondere auf diese Gäste konzentrieren konnte. Nicht ganz unwichtig, wenn beim Hauptabend der Hochzeit mehr als 700 Gäste erwartet werden. Ein schöner Nebeneffekt war, dass jeder einzelne mich auf eine Art und Weise in den nächsten Tagen unterstützen sollte, die mich bis heute tief berührt, aber dazu später.

Der erste Tag der dreitägigen Hochzeitsfeierlichkeiten

Der erste Tag war aufgeteilt in drei Zeremonien – Haldi, Mehendi und die Verlobungsfeier –  die alle im kleinen Familienkreis mit ca. 60 Gästen und in der gleichen Location der ‘Bank of Cityhall’stattfanden. Unten wurde von einem extern gebuchten Dienstleister gekocht, oben fanden in einem seperaten Raum, der mich eher an eine Schulaula erinnerte, die Zeremonien statt und es gab einige Räume für die Familie, um regelmäßig die Saris zu wechseln.

Haldi

Fast jede indische Hochzeit beginnt mit der Haldi Zeremonie. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Hochzeitsvorbereitung auf dem Weg zur Ehe und dient der rituellen Reinigung. Braut und Bräutigam werden von den Gästen mit einer Mangopaste eingerieben und sind am Ende des Rituals voller gelber Paste. Vor dem Beginn der Zeremonie bin ich mit der Schwester der Braut zu einem Tempel gefahren, wo die Mangopaste ebenfalls in einer kleinen Zeremonie hergestellt und gesegnet wurde.  

Anschließend gehen Braut und Bräutigam sich waschen und kommen in neuer Kleidung zurück zur Location.

Ich erinnere mich noch genau an den wundervollen Geruch der Paste und an den selbstverständlichen Respekt, in welcher Reihenfolge welches Familienmitglied die Paste auf Braut und Bräutigam auftragen durfte. Noch heute denke ich oft darüber nach, dass mich vielleicht die Liebe zu den Eltern und älteren Familienmitgliedern am meisten berührt hat…

Mehendi: Henna-Zeremonie

Die Braut, alle weiblichen Familienmitglieder und weiblichen Freunde bekommen von einem professionellen Henna-Künstler die Handflächen und Fußsohlen bemalt. Die Braut selbst hatte bereits am Vortag ihre sehr künstlerische und aufwändige vierstündige Henna-Bemalung bekommen.

Die Henna-Bemalung soll nach altem Brauch die Schönheit der Braut noch steigern. Wir Frauen saßen in einer anderen Etage, die Männer waren unten und aßen. Ich bekam ebenfalls Henna, wodurch ich einige Zeit nicht fotografieren konnte. Ich hatte irgendwann keine Geduld mehr darauf zu warten, dass das Henna trocken war, schließlich wollte ich meiner Arbeit nachkommen und das Ritual fotografieren.

So finde ich bis heute Spuren von Henna an meiner Kamera, da diese Farbe wirklich nur schwer wieder zu entfernen ist. Ich war mehr als beeindruckt, wie schnell die Henna-Jungs ihre Kunstwerke auf die Hände und Arme der Frauen malten. In einer selbst gebastelten Tube mit einer kleinen Öffnung saß jeder ‘Pinselstrich’…

Verlobungsfeier

Am Abend fand die Verlobungsfeier statt, bei der der Bräutigam offiziell mit einem Verlobungsring um die Hand der Braut anhält und die Familien sich richtig kennenlernen. Die Familien machen sich gegenseitig Geschenke und ich spürte bei allen eine zunehmende Aufregung: Der große Tag näherte sich.

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Wow! Schon am ersten Tag so viele Eindrücke! Was für eine einmalige Gelegenheit! Liebe Alina, eine Hochzeit in Indien?! Das erlebt man als Hochzeitsfotograf aus Deutschland nicht oft. Da warst du sicher gleich Feuer und Flamme, oder nicht?

Ich bin ziemlich begeisterungsfähig, aber als die Anfrage via Mail bei mir eintraf ertappte ich mich bei einer inneren Zerrissenheit. Auf der einen Seite fühlte ich mich sehr geehrt und sah das als großartige Möglichkeit und Erfahrung, eine Hochzeit aus einem anderen Kulturkreis begleiten zu können. Indien, wow. Auf der anderen Seite musste ich mir eingestehen, dass ich wenig Ahnung von indischen Hochzeiten hatte und dieses Gefühl konnte und wollte ich nicht einfach wegschieben. Hochzeitsbilder sind nicht einfach mit einer Reisereportage zu vergleichen. Es sind die wichtigsten Bilder, die man als Fotograf machen kann und wie bei jedem meiner Paare will ich, dass sie zu 100% zufrieden mit ihren Bildern und mit mir sind. Ich springe gerne ins kalte Wasser, aber ich hatte mich entschieden, meine Bedenken mit dem Brautpaar zu teilen, auch mit der Gefahr, dass sie ihre Anfrage zurückziehen. Sie waren dankbar für meine Herangehensweise und dann passierte was sehr spannendes.

Wir einigten uns darauf, dass wir alle nochmal darüber nachdachten. Kurze Zeit später rief mich der Bräutigam an und meinte, das Problem sei schon gelöst. Die Eltern der Braut hatten bereits ein lokales Fotografenteam engagiert. Es war eine für uns alle glückliche Fehlkommunikation zwischen dem Brautpaar und den Eltern, wer sich um den Fotografen kümmert. Für mich bedeutete dies, dass sie mich trotzdem gerne buchen würden, um diese multikulturelle Hochzeit, mit einer indischen Braut und einem deutschen Bräutigam, aus meinem Blickwinkel und in meiner Bildsprache zu dokumentieren. Lucky me. Und von da an war ich mehr als Feuer und Flamme.

Bei einer indischen Hochzeit hat man natürlich sofort hundert Bilder im Kopf, wie man sie aus Bollywood Filmen kennt. Die ersten Bilder durften wir heute schon sehen, aber was erwartet uns? War es wie im Film oder doch ganz anders?

Ganz sicher genauso bunt wie in Bollywood-Filmen und doch ganz anders. Die Farben der Saris sind unvorstellbar schön und ganz sicher das, was wir aus den indischen Filmen kennen. Was dann aber ganz anders war als in meiner Vorstellung: es gab keine Feier im klassischen Sinne. Ich habe mir sagen lassen, dass diese Hochzeit im Vergleich zu anderen indische Hochzeiten sehr traditionell war und es daher kein ausgiebiges Tanzen oder Musik gab. Zum Beginn des abendlichen Empfangs am zweiten Tag gab es zehn Trommler, die für eine kurze musikalische Untermalung gesorgt haben, bei denen das Brautpaar sowie die engste Familie zwar getanzt haben, aber nur für wenige Minuten. Dies war der offizielle Start des Empfangs und danach ging das Brautpaar auf eine Bühne, wo sie stundenlang ihre Gratulationen von den hunderten von Gästen entgegen nahmen und Gruppenbilder machten. Alle anderen Gäste unterhielten sich auf dem ca. fußballfeldgroßem Gelände und aßen das unvergleichlich leckere Essen. Das Brautpaar hingegen kam erst nachts zum Essen, solange dauerten die Gratulationen. Von Müdigkeit der ganzen Tage gezeichnet, verschoben wir das Abschlussritual am nächsten Tag von morgens 9 Uhr auf 11 Uhr. Ich muss zugeben, dass ich nach den Tagen dachte: jedes deutsche Brautpaar muss sich nur vorstellen, seinen Hochzeitstag drei Tage am Stück in der gleichen Intensität zu feiern. Ich glaube, danach hat man sich seine Flitterwochen mehr als verdient.

Übrigens: die Braut hat sich sieben Mal umgezogen, für jedes Ritual gab ein neues Outfit. Feinste Stoffe mit wundervollen Motiven, teilweise vom Bräutigam ausgewählt. Auch hier habe ich oft gedacht: wie viele würden sich von uns wünschen sieben verschiedene Kleider tragen zu können…?!

Oh ja, darüber würden sich sicher einige Bräute freuen! Liebe Alina, der erste Tag war schon so beeindruckend, ich freue mich auf die nächsten beiden Tage und danke Dir für Deine Erählungen!!

Pinar

 

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